Zum Bild des "Ostjudentums" in der "westjüdischen"
Publizistik der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts
von Andreas Herzog, Leipzig*
"Wann werden sie endlich
zu verstehen anfangen, daß, wenn es überhaupt noch
eine Hilfe für das jüdische Volk gibt, diese nur von
jenen neun Millionen Ostjuden kommen kann, die nicht blutarm
und nicht verschlafen und nicht exotisch, die keine entjudeten
Europäer und keine welken Orientalen, sondern einfach lebende
Juden sind, denen das Leben, das jüdische Leben aus Worten
und Taten sprießt und spritzt?"1
Die rhetorische Frage dürfte
heutige Leser inhaltlich überraschen und aufgrund der Wortwahl
- "blutarm" und "entjudet" - mit Recht irritieren.
Sie wurde in einem Aufsatz über die "jüdische
Sprachfrage" formuliert, den Nathan Birnbaum 1913 in der
Monatsschrift für jüdische Kultur und Politik "Freistatt"
veröffentlichte. Der Diaspora-Nationalist Birnbaum, ein
Propagandist der jiddischen Sprache, brachte den Begriff "Ostjudentum"
um die Jahrhundertwende in die innerjüdische Debatten ein.
Die Bezeichnung "Ostjude"
wurde seit dem Ersten Weltkrieg zwar vornehmlich im Zusammenhang
mit der von den Antisemiten beschworenen "Ostjudengefahr"
gebraucht; in Birnbaums Nachfolge ist sie jedoch mit positiver
Konnotation verwendet worden und diente der kulturtypologischen
Unterscheidung gegenüber den verbürgerlichten Juden
Mitteleuropas, die sich dem noch "ursprünglichen"
Leben ihres Volkes "entfremdet" hatten. In seiner grundlegenden
Schrift "Was sind die Ostjuden? Zur ersten Information"
räumte Birnbaum selbst die Unzulänglichkeit eines Begriffes
ein, der wie "Osten und Westen für Orientierungszwecke
ganz relativ" blieb. Das Wort sei "nicht so streng
geographisch gemeint", sondern diene zur Abgrenzung "gegenüber
einer zweiten jüdischen Hauptgruppe, den sogenannten Westjuden".2
Der 1864 in Wien geborene Birnbaum, ein Sohn galizischer Einwanderer,
war ein Gegner der Assimilation an die nichtjüdische bürgerliche
Gesellschaft und erhoffte sich von der noch eigenständigen
Volkskultur und Lebensweise der Ostjuden eine Erneuerung des
jüdischen Lebens in Mittel- bzw. Westeuropa.
Die Mehrheit der Juden Deutschlands
und Österreichs hat diese Position bekanntlich nicht geteilt.
Sie waren im Gegenteil stolz auf ihre Akkulturation und haben
zu den osteuropäischen Juden eher herab- als heraufgeblickt.
Birnbaum war mit seinen Hoffnungen jedoch keinesfalls allein.
So stößt man in Werken von deutschsprachigen Schriftstellern
jüdischer Herkunft wie Arnold Zweig, Franz Kafka, Alfred
Döblin oder Joseph Roth auf ähnliche Bilder.3
Die folgenden Ausführungen
widmen sich den Ostjuden bzw. dem Ostjudentum, wie es in den
Texten deutschjüdischer Publizisten im Umfeld Birnbaums,
aber auch Martin Bubers erscheint. Auch wo es sich nicht um literarische
Erzählungen, sondern um Essays, Berichte, Rezensionen oder
Theaterkritiken handelt, wurden die osteuropäischen Juden
zu romantisierten Gegenfiguren der mitteleuropäischen Zivilisation
gemacht. Im Vergleich mit ihrer kulturellen und sozialen Wirklichkeit
soll gezeigt werden, daß diese mit der Realität kaum
korrespondieren. Es handelt sich vielmehr um projektive Wunschbilder,
die aus den Interessen der mitteleuropäischen Juden resultieren.
Mit Hilfe der Ostjuden suchten die "Westjuden" nach
einer neuen jüdischen Identität und verliehen ihrem
Unbehagen an der modernen Kultur Ausdruck. Abschließend
soll gezeigt werden, in welchem übergreifenden, nicht nur
jüdischen, geistesgeschichtlichen Kontext dies stand. Zur
Orientierung soll zunächst das politische und kulturelle
Spannungsfeld skizziert werden, in das die Ostjuden seit Ende
des 19. Jahrhunderts in Deutschland gerieten.
Aus wirtschaftlicher Not, in
Folge von Pogromen sowie während des Ersten Weltkrieges
kam es zu einer verstärkten Einwanderung osteuropäischer
Juden, die zu einem Anwachsen des Antisemitismus führte.
Die rechtlich gleichgestellten mitteleuropäischen Juden
begannen um ihre mühsam errungene Integration zu fürchten.
Die ausländischen Juden, die in Deutschland 1910 nur 13%
aller Juden bildeten, erschienen ihnen als Belastung ihres Zusammenlebens
mit Deutschen, Österreichern und Tschechen. Das führte
nicht immer dazu, daß man sich mit ihnen solidarisierte.
Viele einheimische Juden gingen auf Distanz. Mit dem wachsenden
Engagement für die notleidenden Einwanderer, insbesondere
während des Ersten Weltkrieges, halfen die deutschen Juden
nicht nur ihren Glaubensbrüdern, sie verteidigten auch ihre
rechtliche Gleichstellung und vertraten, wie noch darzulegen
sein wird, auch die außenpolitischen und kulturellen Interessen
Deutschlands in Osteuropa.
Ihre erste unmittelbare Begegnung
mit den Ostjuden und ihrer Kultur hatten viele Deutsche während
ihres Kriegsdienstes an der Ostfront. Dies führt nicht nur
zu einer verstärkten Solidarisierung, sondern zu einer regelrechten
"Ostjudenschwärmerei". Das im Vergleich zum 19.
Jahrhundert zum Positiven gewendete Ostjuden-Bild bewirkte ein
breiteres Interesse an ihren religiösen Lebensformen, ihrer
Sprache und Literatur. In von deutschen und österreichischen
Juden herausgegebenen Büchern und Zeitschriften bekamen
auch aus Osteuropa stammende Spezialisten das Wort. Nach der
schon erwähnten jüdischen Monatsschrift "Freistatt"
wurde die von Martin Buber herausgegebene Kulturzeitschrift "Der
Jude" seit 1916 zum wirkungsvollsten Medium, das Brücken
zwischen 0st und West schlug. Die Anfänge einer intensiven
Beschäftigung mit dem Ostjudentum liegen jedoch schon an
der Jahrhundertwende. Sie waren insbesondere mit der Gründung
des "Jüdischen Verlages" und dem Erscheinen einer
illustrierten Monatsschrift verbunden, die den programmatischen
Titel "Ost und West" trug.
I
Nur wenige Jahre nach dem ersten
zionistischen Kongreß, 1897, konstituierte sich innerhalb
der zionistischen Bewegung eine "Demokratische Fraktion".
Sie war der Meinung, daß die politischen und diplomatischen
Bemühungen um die Gründung eines Judenstaates unter
der Führung Theodor Herzls, die kulturellen und geistigen
Aspekte des Judentums vernachlässigten. Der Religionsphilosoph
Martin Buber, der Schriftsteller Berthold Feiwel und der Graphiker
Ephraim Moses Lilien gründeten deshalb im Jahre 1901 den
"Jüdischen Verlag", der der Förderung jüdischer
Literatur, Kunst und Wissenschaft dienen sollte. Er verfolgte
vor allem ästhetische und ethische Ziele.
Mit Unterstützung jüdischer
Intellektueller, die zum Teil selbst aus Osteuropa stammten,
orientierte man sich am Vorbild des Volkstums, der Religiosität
und der Kultur der Ostjuden. Als erste Publikation des Verlages
erschien der reich illustrierte "Jüdische Almanach
5663". Er enthielt Erzählungen und Gedichte der modernen
hebräischen Autoren Saul Tschernichowski, Chaim Bialik und
Micha Josef Berdyczewski und der jiddischsprachigen Volksschriftsteller
Scholem Alejchem und Isaak Leib Perez. Im Vorwort des Bandes
formulierte Berthold Feiwel ein weitgefaßtes kulturelles
Programm, das die sittliche und ästhetische Idee eines neuen
Judentums beschwor. Zu den ersten Publikationen gehörte
ein Buch Nathan Birnbaums über den aus Odessa stammenden
Begründer des Kulturzionismus, Achad Haam, unter dessen
Einfluß die "Demokratische Fraktion" von Anfang
an stand. Der hebräische Autor hatte schon Ende der 1880er
Jahre nicht auf die Gründung eines eigenen Staates, sondern
auf die Entwicklung eines geistig und kulturell ausgerichteten
modernen Judentums gedrängt, das seine Kraft nicht erst
in Palästina, sondern schon in der Diaspora entfalten sollte.
Neben dem Jüdischen Verlag
wurde die 1901 gegründete Monatsschrift "Ost und West"
zu einem wichtigen Organ, das die deutschsprachigen Juden Mitteleuropas
mit der Geschichte, den Sprachen und der Lebensweise des osteuropäischen
Judentums vertraut machte. Der Titel war nicht nur geographisch,
sondern programmatisch gemeint: die "kulturell auf verschiedenem
Boden stehenden Elemente des Judentums" sollten einander
näher gebracht werden. Die "Illustrierte Monatsschrift
für modernes Judentum" bemühte sich um den Überblick
über eine bewußt "jüdische" Kunst,
Dichtung und Lebenskultur, wobei sie dem modernen "Ostjudentum"
einen wichtigen Platz einräumte. So wurde auf in Osteuropa
erscheinende jüdische Tageszeitungen und Monatsschriften
hingewiesen, in denen Hebräisch Verkehrssprache war.4
Ein anderer Beitrag widmete sich der Entwicklung des "deutschjüdischen
Jargons" zu einer eigenständigen Literatursprache und
setzte sich für dessen Einführung als lebendige Sprache
auch in Mitteleuropa ein.5 Die Familienzeitschrift
wandte sich an "jedes jüdische Haus". Als gemeinsame
Herausgeber fungierten interessanterweise nicht nur Zionisten
wie Martin Buber und Max Nordau, sondern auch namhafte Vertreter
des nach Akkulturation strebenden deutschen Judentums wie Ludwig
Geiger und Hermann Cohen. Die Vermittlung des Ostjudentums erreichte
über das Periodikum die unterschiedlichsten jüdischen
Lage. und Parteiungen.
In den Jahren 1906 und 1908 veröffentlichte
Martin Buber in mehrjähriger Arbeit gesammelte chassidische
Erzählungen - "Die Geschichten des Rabbi Nachman"
und "Die Legende des Baalschem" - die das Bild des
Ostjudentums im Deutschland der Vorkriegszeit entscheidend prägten
und Wirkung nicht nur auf jüdische Leserkreise hatten. Die
Botschaft, die Buber mit den von ihm nacherzählten und kommentierten
Legenden vermittelte, entsprach nicht den historischen Originalen.
Sie folgte vielmehr seinen eigenen kultur- und religionsphilosophischen
Bestrebungen. Buber betonte selbst, daß es ihm nicht um
exakte philologische Überlieferung ging, sondern auf die
Weitergabe des ekstatischen Erlebnisses und der mystischen Erleuchtung
ankam, die er selbst bei der Lektüre chassidischer Geschichten
erfahren hatte. Den Urenkel des Begründers des Chassidismus,
Rabbi Nachman, pries er als jüdischen Mystiker, dessen religiöse
Unbedingtheit sich in der ethischen Tat verwirkliche. Die unmittelbare
und alltägliche Beziehung der Chassidim zum Göttlichen
diente Buber als Vorbild für die Erneuerung eines modernen
Judentums.
In seinen "Drei Reden über
das Judentum", die er 1909-11 in Prag hielt, unternahm der
Religions- und Kulturphilosoph den Versuch einer "Neudefinition
jüdischer Religiosität"6, die das Judentum
weder traditionell, noch als Konfession begriff. Dies übte
eine nachhaltige Wirkung auf junge jüdische Intellektuelle
aus, die nach einem neuen Sinn des Judentums suchten. Sie richteten
sich einerseits gegen die Assimilationsbestrebungen ihrer verbürgerlichten
Väter, opponierten andererseits jedoch auch gegen den organisierten
Zionismus, der es für sie bei formalen Bekenntnissen beließ
und lediglich politische Ziele verfolgte.7 Die jungjüdische
Bewegung um Martin Buber strebte nach einer Erneuerung der jüdischen
Religiosität, die gegen die Religion der Väter opponierte.
Dabei bezog sie sich auf die gemeinschaftsbildende und ethische
Kraft ostjüdischer Mystik.
Nathan Birnbaums Interesse am
Ostjudentum war etwas anders gelagert. Er propagierte die ostjüdische
Volkskultur in jiddischer Sprache und plädierte für
die eine kulturnationale Autonomie der Juden nicht nur in Ost-,
sondern auch in Mitteleuropa. In Auseinandersetzung mit den Verfechtern
einer hebräischen Moderne, die stärker auf Palästina
orientiert waren, schätzte er das Jiddische als "Ausdrucksmittel
des lebendigen Volksgeistes" und wollte es deshalb zu einer
allgemeinen Verkehrs- und Literatursprache machen. Auf einer
"Jiddischen Sprachkonferenz", die er 1908 in Czernowitz
organisierte, versuchte er dem verachteten deutschjüdischen
"Jargon" zur offiziellen Anerkennung zu verhelfen.
1911 zog Birnbaum nach Berlin,
wo er auf den Kreis um die "Alljüdische Revue"
"Freistatt", die von Fritz Mordechai Kaufmann redigiert
wurde, eine nachhaltige Wirkung ausübte. Die von 1913 bis
1915 erschienene "Alljüdische Revue" wollte sich
auf fundiertere Weise mit ostjüdischer Kultur, Politik und
Kunst beschäftigen als das in der bisherigen "deutschjüdischen
Familien- und Parteipresse" geschehen war. Wie kein anderes
deutschsprachiges Organ versuchte sie ihre Leser mit dem Jiddischen
vertraut zu machen und ihnen durch osteuropäische Kenner
wie den Wilnaer Publizisten und Herausgeber Moses Schalit einen
Überblick über die neueste ostjüdische Literatur
zu verschaffen.8 Die "Freistatt" kritisierte
nicht nur die Verfechter der Assimilation, sondern auch die Zionisten,
weil sie die Volkskultur des jüdischen Ostens mißachteten.
Ihre Mitarbeiter lebten nicht nur in Deutschland und Österreich,
sondern auch in Städten wie Wilna, Petersburg, Lemberg oder
Warschau. Die Beiträge stammten von ostjüdischen Schriftstellern
wie Scholem Asch oder Schmuel Josef Agnon, auf der anderen Seite
aber auch von Autoren wie Arnold Zweig, Gustav Landauer oder
Martin Buber. Im literarischen Teil der Revue wurde jiddische
Literatur im Original und in Parallelübersetzung präsentiert,
daneben erschien Lyrik und Prosa von deutschsprachigen Schriftstellern
wie Max Brod, Albert Ehrenstein oder Else Lasker-Schüler.
Neben einer Monatsschau über hebräische Literatur brachte
die Zeitschrift wiederholt Beiträge über die Geschichte
der Juden Osteuropas. Die "Freistatt" bildet einen
besonders eindrucksvollen Beleg dafür, daß jüdische
Schriftsteller und Intellektuelle schon vor dem Ersten Weltkrieg
um einen Brückenschlag zwischen "ostjüdischer"
und "westjüdischer Kultur" bemüht waren.
Ihr aus der Eifel stammender
Herausgeber, Fritz Mordechai Kaufmann, war in der Zionistischen
Ortsgruppe in Leipzig, wo er 1910-1912 studierte, mit ostjüdischen
Einwanderern in Kontakt gekommen, von deren Kultur er sogleich
fasziniert war. Unter dem Einfluß Birnbaums, der auch in
Leipzig Vorträge gehalten hat, kehrte er dem Zionismus den
Rücken und wurde zu einem der engagiertesten Propagandisten
ostjüdischer Literatur und Volksmusik. Kaufmann war auf
der Suche nach einer Musikalität, die sich von deutschen
Liedern klar unterschied. Von sich selbst sagte er, daß
er durch ostjüdische Volkslieder "wesenhafte Vorstellungen
und Erlebnisse" vermittelt bekommen habe und zu seinem Volk
zurückgefunden habe.9 In einem Essay über
ostjüdische Dichtung und Kultur verglich er den "unverwechselbaren"
Tonfall des jiddischsprachigen Originals von Mendele Mocher Sforims
"fischke der krimer" mit der Übertragung des bekannten
Übersetzers Alexander Eliasberg "Fischke der Krumme"
und kam zu dem Ergebnis, daß sie leider nur "tonlos",
"logisch" und "glatt" sei:
Ob Eliasberg aus diesen Bemerkungen
die Lehre ziehen wird, in Zukunft östlichen Dichtungen fernzubleiben
und sich lieber mit der jiddischen Publizistik zu begnügen,
als mit Werken, die durch eine saloppe Verdeutschung weniger
diskreditiert werden können? Ich hoffe es sehr.10
Das Interesse an ostjüdischer
Kultur und Literatur erreichte in den Jahren 1916-20 seinen absoluten
Höhepunkt, was sich mit der großen Zahl von Einzelausgaben
und Anthologien belegen ließe. "
Seit 1916 kann Martin Bubers
Kulturzeitschrift "Der Jude" als das wichtigste Periodikum
gelten, das als "unabhängiges Organ für die Erkenntnis
und Förderung eines lebendigen Judentums" insbesondere
auch von der ostjüdischen Kultur Zeugnis ablegen wollte.
In einem programmatischen Text für das Prospekt des ersten
Heftes des "Juden" formuliert Leo Herrmann, daß
man darzustellen versuche, "was an lebendiger Kraft, politischer
Bedeutung, wirtschaftlichem Wert, kultureller Leistung, religiöser
Inbrunst im Judentum, und vornehmlich im Ostjudentum ruht."12
Im ersten Jahrgang veröffentlichte Martin Buber einen aus
dem Jahre 1903 stammenden Brief Achad Haams, in dem dieser für
eine geistige Synthese von "Ost und West" plädiert
hatte. Er kritisierte, daß der zionistischen Bewegung des
Westens die geistige Basis fehle, da sie sich nur am Haß
des Antisemitismus aufgerichtet habe und ihr kein "inneres
Erwachen" vorausgegangen sei.13
Neben Übersetzungen von
Texten zeitgenössischer Schriftsteller, die aus dem Jiddischen
oder dem Hebräischen übersetzt wurden, bot die Kulturzeitschrift,
in der die wichtigsten jüdischen Autoren der Zeit publiziert
haben, kenntnisreiche Betrachtungen über das religiöse
Leben und die Volkskultur, die Sprachen und die Literatur der
osteuropäischen Juden. Darüber hinaus widmete sie sich
ihrer sozialen Situation wie der politischen Debatte um die Kriegsflüchtlinge
und die Frage der Schließung der preußischen Ostgrenze.
Bis in die zwanziger Jahre beschäftigte sich "Der Jude"
mit der "Ostjudenfrage" und den unterschiedlichsten
Aspekten des "Ostjudentums". Neben Übersetzungen
chassidischer Texte, talmudischer Legenden und moderner Literatur
wurden zahlreiche theoretische Betrachtungen veröffentlicht,
die sich mit der ostjüdischen Volks- und Religionskultur
auseinandersetzten. Lazar Abramson schrieb über "Die
ostjüdische Gemeinde"14. Samuel Abba Horodezky,
einer der besten Kenner des Chassidismus,15 der sich
nach den Pogromen 1905/06 zunächst in der Schweiz angesiedelt
hatte, stellte das "Gemeinschaftsleben der Chassidim"16
dar. Meir Wiener versuchte mit Essays wie "Das Wesen des
jüdischen Gebets"17 oder "Die Psychologie
der Legende"18 eine religionsphilosophische Interpretation
jüdischer Mystik. In den Jahrgängen 1916-1920 bot Samuel
Rappaport eine außerordentlich informative Serie über
die Stellung von Sabbat, Erziehung und Ehe im religiösen
Leben der Ostjuden.19
Zur einer direkten Begegnung
mit Ostjuden kam es im Rahmen der von westjüdischen Intellektuellen
organisierten Bildungsarbeit, über die im "Juden"
eine ganze Reihe von Artikeln erschienen. Damit sich die hilfsbedürftigen
Einwanderer, unter denen viele Jugendliche waren, ihren Lebensunterhalt
selbst verdienen konnten, schufen die deutschsprachigen Juden
entsprechende Bildungseinrichtungen. Das "Arbeiterfürsorgeamt
der Jüdischen Organisationen" folgte den Bestrebungen
des "Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen
Glaubens". Es verfolgte im Blick auf die Ostjuden keine
nationaljüdischen Ziele, sondern suchte die Interessen der
Juden und Deutschlands in Einklang zu bringen. Im Mittelpunkt
seiner Bemühungen stand die berufliche Schulung der nur
ungenügend ausgebildeten ostjüdischen Einwanderer und
ihre Umlenkung in industrielle Berufe,20 was den Aufbau
selbständiger wirtschaftlicher Existenzen ermöglichen
sollte. Durch eine auf "Produktivierung" zielende Berufsumschichtung
insbesondere der Kleinhändler sollte dem Antisemitismus
entgegengewirkt und die Beziehung zwischen Juden und Deutschen
entlastet werden.21
Die nationalkulturellen Bemühungen
der Intellektuellen um Bubers "Juden" unterschieden
sich deutlich von den Bestrebungen des Centralvereins. Sie zeigen,
daß auch nichtreligiöse Juden im Ostjudentum eine
"geistig-sittliche Unschuld [suchten], die die deutschen
Juden angeblich verloren hatten, als sie sich im Zuge ihrer Emanzipation
die egoistischen Ambitionen und Eitelkeiten der modernen Welt
zu eigen machten"22. Dem von Siegfried Lehmann
gegründeten "Jüdischen Volksheim" im Berliner
Scheunenviertel ging es nicht nur um die praktische Wohlfahrtspflege
und Erziehung gefährdeter und verwahrloster junger Einwanderer
zu eigenverantwortlicher Arbeit, sondern um eine bewußt
"jüdische Kulturarbeit", die nicht nur den Ostjuden,
sondern auch den Westjuden zugute kommen sollte. Das im Mai 1919
gegründete Volksheim war als Begegnungsstätte gedacht,
mit deren Hilfe die hier tätigen deutschjüdischen Akademiker,
Künstler und Sozialarbeiter zum jüdischen Volksleben
zurückzufinden hofften. Der Reformpädagoge Siegfried
Bernfeld verfolgte zur gleichen Zeit in Wien ganz ähnliche
Bestrebungen.23 Unter dem Einfluß des Marxismus
verstand er die "jüdische Renaissance" als antibürgerliche
Bewegung.
Die ostjüdische Jugend,
die Avantgarde einer gerechten Gesellschaft, wurde zu einem geistig-kulturellen
Leitbild. Aus ihrem "Wesen" und der "Idee jüdischer
Kultur" leitete Bernfeld die Aufgaben einer nationalen Erziehung
ab. Die jüdische Sprache bekam die Funktion eines "inneren
Bildners".24
Bei der Faszination, die Kafkas
Nachlaßverwalter Max Brod bei seiner Begegnung mit Ostjuden
erfuhr, spielte ohne Zweifel eine Rolle, daß diese weiblich
und jung waren. Als Kursleiter für Weltliteratur im "Ostjüdischen
Schulwerk" Prags machte er die Beobachtung, daß von
den bildungseifrigen 15 bis 19-jährigen ostjüdischen
Mädchen eine bezaubernde Frische und Naivität ausgehe.
Eine "wahrhaftige Naivität des Geistes" wie eine
"innige Mischung von Natürlichem und Erhabenem"
sei ihnen eigen. In Aufzeichnungen, die ebenfalls in Bubers "Juden"
veröffentlicht wurden, pries der Schriftsteller die noch
ursprüngliche, geistige Volksgemeinschaft der Ostjuden,
die er der künstlichen und individualistisch zersplitterten
Existenz der mitteleuropäischen Juden entgegen hielt:
"Ich habe ein Volk, eine
Gemeinschaft vor mir, nicht zersiebte Individuen. Ein Volk, das
im höchsten Sinne geistig und dabei dennoch volkstümlich,
also ungekünstelt, unverbraucht ist."25
Von Max Brod soll ein kurzer
Blick auf das Ostjuden-Bild weiterer deutschsprachiger Schriftsteller
geworfen werden, das dem sehr ähnelt. Brods Freund Franz
Kafka gehörte zu den jüdischen Autoren und Kritikern,
welche das Ostjudentum durch Theateraufführungen von Wandergruppen
kennenlernten, die Stücke in jiddischer Sprache spielten.
Man war tief beeindruckt, weil sich das fremdartige Spiel und
die unmittelbaren Reaktionen der ostjüdischen Besucher von
westlichen Theateraufführungen stark unterschied.26
Die Begegnungen mit der Wanderbühne Jizak Löwys haben
Kafka so sehr beschäftigt, daß er sie auf vielen Seiten
seines Tagebuches detailliert beschrieben hat. Als Einleitung
eines Rezitationsabends des Schauspielers Löwy, mit dem
sich der damals noch unbekannte Kafka befreundete, hielt er am
18. 2. 1912 im Festsaal des jüdischen Rathauses Prag ein
Plädoyer für die jiddische Sprache. Er vertrat hier
die Auffassung, daß die ihrem Volk entfremdeten bürgerlichen
Juden den Jargon des Ostens "fühlend verstehen"
können.27 Wie Nathan Birnbaum, Fritz Mordechai
Kaufmann oder Siegfried Bernfeld, betrachtete Kafka die Volks-
und Verkehrssprache der Ostjuden als eine Kraft, welche der geistigen
Einigung des jüdischen Volkes dienen konnte.
Wie keine andere Schrift stellt
Arnold Zweigs Essaybuch "Das ostjüdische Antlitz",
das mit 52 Zeichnungen Hermann Strucks versehen im Jahre 1920
im zionistischen Welt-Verlag veröffentlicht wurde, eine
Glorifizierung des Ostjudentums dar. In der "sittlichen
Reinheit", welche die ostjüdische Jugend auszeichne,
sah der deutsche Schriftsteller, der seit dem Ersten Weltkrieg
unter Bubers Einfluß stand, die ethischen Werte des religiösen
Judentums fortleben. Ähnlich wie für Bernfeld diente
das der Suche nach einer sozialen und politischen Alternative
zur bürgerlichen Gesellschaft. Zweig postulierte, daß
den Ostjuden ein besonderer "Trieb" zu Kameradschaft
und Nächstenliebe und eine "angeborene" Distanz
zur egoistischen Welt des Besitzes eigen sei:
"Sein innerstes Wesen
bejaht er, wenn er Sozialist ist. Nur ein Jude kann die Weite
des Abfalls ermessen, den der kapitalistische Mensch getan hat."28
Zweigs Essay lag die unmittelbare
Begegnung mit der ostjüdischen Lebensweise und Kultur während
seines Kriegsdienstes zugrunde. In der Presseabteilung des Oberkommandierenden
der Ostfront trafen in den Jahren 1916 und 1917 deutsche Künstler
und Schriftsteller zusammen, die unabhängig voneinander
über ihre Begegnungen mit dem Ostjudentum berichteten. Zu
diesen gehörte auch der Berliner Rechtsanwalt Sammy Gronemann,
der seine "Erinnerungen an die ostjüdische Etappe"
im Jahre 1924 unter dem Titel "Hawdalah und Zapfenstreich"
im Jüdischen Verlag veröffentlichte. Ganz anders als
Arnold Zweig berichtete er in anekdotischer und ironischer Form
auch über das Unverständnis, mit dem die deutsche Heeresführung
seinen östlichen Glaubensbrüdern begegnete. Daß
seine Erinnerungen nicht zu einer romantischen Glorifizierung
der Ostjuden wurden, liegt vor allem daran, daß er ihre
erschütternde Armut ausführlich beschrieb. Wie später
übrigens Alfred Döblin29 nahm er die Ostjuden
trotz der großen Unterschiede zwischen Religiösen,
Sozialisten und Zionisten als eigenes, geschlossenes Volk wahr.
Als Zionist fühlte sich Gronemann den jungen Arbeitern und
Chaluzim verbunden, die sich in Palästina eine bessere Zukunft
aufbauen wollten. Dennoch meinte auch er, daß die besondere
"Geistigkeit" der religiösen Ostjuden dem "Materialismus
des Westens" weit überlegen sei. Zu den interessantesten
Kapiteln von "Hawdalah und Zapfenstreich" gehört,
was der Sohn eines Rabbiners, der vor seinem Jura-Studium Talmud
studiert hatte, über die "Synagoge des Ostens"
zu berichten wußte.30
Berühmt geworden ist der
Essay "Juden auf Wanderschaft", in dem Joseph Roth
die Situation der Ostjuden in den europäischen Großstädten
sowie in Amerika und Sowjet-Rußland beschrieben hat und
einen wehmütigen Blick auf das Leben in den jüdischen
Städtchen zurückgeworfen hat. Schon im Vorwort betont
der Journalist und Schriftsteller den bewußten Verzicht
auf jegliche wissenschaftliche Objektivität und Sachlichkeit.
Da das 1927 veröffentlichte Buch relativ bekannt ist, soll
lediglich darauf verwiesen werden, wie weitgehend es ein bereits
vorhandenes Ostjuden-Bild bestätigte. Der "gezähmten
Bestialität der Westeuropäer" sowie der hygienischen
und tödlichen Langeweile der Zivilisation stellt der selbst
aus Galizien stammende Autor die "Menschlichkeit und Göttlichkeit"
der noch "echten und unberührten" Ostjuden gegenüber.31
Für Roth hatten die osteuropäischen Juden die moralisch-geistigen
Kräfte von Naturmenschen; ein unmittelbarer, herzensfrömmiger
Glaube sei ihnen eigen.
In Rückkehr zu Bubers "Juden"
soll auf zwei Aufsätze verwiesen werden, die zeigen, daß
die Zeitschrift auch antizionistisch eingestellten Autoren das
Wort erteilte. Bubers Freund, der Sozialphilosoph und Anarchist
Gustav Landauer setzte sich in einem 1916 veröffentlichten
Aufsatz über "Ostjuden und Deutsches Reich" mit
antisemitischen Schriften auseinander, welche Ausnahmegesetze
gegen die rechtlosen Einwanderer gefordert hatten. Dabei beschwor
er aber auch die mythische Kraft, die aus den von "Ehrwürde
und Anmut umflossenen Gestalten des östlichen Judentums"
komme. Eine Rettung des jüdischen Volkes könne nur
aus der Religiosität der Ostjuden kommen. Die notwendige
Erneuerung, die nicht erst in Palästina, sondern bereits
in Deutschland zu verwirklichen sei, basiere auf der materiellen
und politischen Not der Ostjuden und auf der geistigen Armut
und Fremde der Juden Mitteleuropas.32
Einen vollkommen anderen Blickwinkel
zeigt ein Beitrag des Neukantianers Hermann Cohen, eines der
wichtigsten Repräsentanten des deutschen Judentums, der
sich in Bubers Zeitschrift über den polnischen Juden äußerte.
Cohen betrachtete die Juden als Nationalität, die jeweils
der Nation angehören, deren Staatsbürger sie sind.
Sein Blick auf die Ostjuden war von einem aufgeklärten,
rationalistischen Judentum bestimmt, das sich den Ideen der deutschen
Kultur verpflichtet fühlte. Unter dem Eindruck des Antisemitismus
hatte sich der emeritierte Ordinarius für Philosophie schon
vor dem Krieg an der praktischen Bildungsarbeit für die
Ostjuden beteiligt. Vom Triumph der deutschen Waffen versprach
er sich die Wiederherstellung der Menschenwürde seiner Glaubensbrüder,
die unter dem russischen Joch litten. Dabei setzte er sich aber
auch für die Möglichkeit der freien Einwanderung nach
Deutschland ein. Als Angehöriger einer älteren Generation
verteidigte er eine gedanklich objektivierte "Religion der
Vernunft" gegen die romantisierte Mystik des Ostjudentums.
Während sich der 36 Jahre jüngere Buber aus der Frömmigkeit
des Ostens die kulturelle Erneuerung Europas erhoffte, wollte
Cohen die Ostjuden an die "Wissenschaft des Judentums"
sowie an "deutsche Art" und "Gewissenhaftigkeit"
heranführen. In einer Nachbemerkung begrüßte
die Redaktion des "Juden", daß sich der geistige
Führer der deutschen Juden für die freie Einwanderung
der polnischen Juden aussprach. Gleichzeitig wurde betont, daß
man "über das Wesen eines lebendigen Judentums und
über die Mittel zu seiner Erhaltung ganz anders denke(n)
als Hermann Cohen"33.
II
Wie bereits festgestellt, ist
mit der Bezeichnung "Ostjude" ein kultureller "Typ"34
gemeint, der aus der Perspektive des westlicher gelegenen Europa
geprägt wurde. Steven A. Aschheim, der eine umfangreiche
Studie über die Entwicklung des Ostjudenbildes im Bewußtsein
des deutschsprachigen Mitteleuropa vorgelegt hat, hat die wechselseitige
Abhängigkeit des Begriffes "Ostjude" mit dem des
"deutschen Juden" auf folgenden Punkt gebracht:
"The 'Ostjude' and 'German
Jew' were archetypal representations of the dichotomy, major
actors in a new kind of confrontation marked by both tension
and creativity. Mirror opposites, they remained bound to each
other."35
Die dem Begriff zugrundeliegende
Typologisierung ist relativ. Die polnischen Juden, von den Deutschen
als "Ostjuden" betrachtet, betrachteten ihrerseits
die von ihnen verachteten litauischen Juden als "Ostjuden".
"Ostjude" war somit nicht nur als geographischer, sondern
als kulturtypologischer Begriff zu verstehen, mit dem unterschiedliche
Entwicklungszustände und Bewertungen verbunden wurden.36
Während er die Juden Polens, Rußlands, Galiziens und
Rumäniens zu einem Typus zusammenfaßte, meinte er
nicht die stärker assimilierten Juden Böhmens, Mährens
und Ungarns oder der östlichen Landesteile Preußens.
Mit Ostjuden und "Ostjudentum"
meinte man eine Kultur, die von der jiddischen Sprache und der
mystischen Glaubensströmung des Chassidismus geprägt
war. Als äußere Kennzeichen gelten oft Kaftan, Bart
und Schläfenlocken. Wie dargelegt, basierte das Ostjuden-Bild
mitteleuropäischer Schriftsteller und Intellektueller jedoch
vor allem auf "inneren Merkmalen" und Werten. Daß
diese kaum verifizierbar sind, ist auch auf die umfassenden Umbrüche
zurückzuführen, denen das osteuropäischen Judentum
zu Beginn des 20. Jahrhunderts unterworfen worden war. Zwar erfolgte
die Säkularisierung Osteuropas im Vergleich zu Mitteleuropa
mit beträchtlicher Verspätung: Das kulturelle, soziale
und religiöse Leben seiner Judenheit hatte seit dem letzten
Drittel des 19. Jahrhunderts jedoch schon einen so großen
Wandel erfahren, daß das Weiterleben einer eigenständigen,
traditionellen Kultur in Frage gestellt war. Wegen des Verfalls
des Handwerks wanderten viele Bewohner der jüdischen Stetl
auch innerhalb Polens in die modernen Industriestädte Warschau
und Lodz ab. Neben der Modernisierung veränderte insbesondere
eine beträchtliche Verarmung die traditionelle Kultur- und
Sozialstruktur.
Trotz der damit verbundenen Differenzierungen
läßt sich dennoch sagen, daß sich die Ostjuden
im Vergleich zu Mitteleuropa eine kulturelle Eigenständigkeit
erhielten. Mit der Entwicklung einer (ost-)jüdischen Volkskultur
und der Herausbildung einer modernen Literatur in jiddischer
und hebräischer Sprache formierte sich jenseits des Ghettos
nunmehr aber auch eine eigenständige Nationalkultur, auf
die sich die "westjüdischen" Intellektuellen ganz
entscheidend bezogen. Aus diesen Gründen sollte man nicht
generalisierend von der "Erfindung der Ostjuden" als
eines "Kunstproduktes" sprechen.37
Um zu veranschaulichen, wie autonom
das jüdische Leben im Osten blieb, sollen einige demographische
Angaben genannt werden: 1897 gaben 84% aller Warschauer Juden
- das war fast ein Drittel der Einwohner der Stadt - Jiddisch
als Muttersprache an. Im russischen Ostpolen, im unter österreichischer
Herrschaft stehenden Galizien und in Podolien stellten die Juden
im Durchschnitt ein Fünftel der Bevölkerung; in Städten
wie Bialystok, Brody, Buczacz oder Sadagora bildeten sie sogar
die Mehrheit. Trotz zunehmender Industrialisierung blieben die
meisten hier lebenden Juden ihren traditionellen Tätigkeiten
treu. Da überdies zwei Drittel weiterhin der chassidischen
Glaubenströmung anhingen, scheint es wissenschaftlich legitim,
auch noch für das 20. Jahrhundert vom Ost-Judentum zu sprechen.
Es bedarf dabei allerdings stets der Differenzierung, wer oder
was jeweils damit gemeint ist.
Mit Recht wird die Geschichte
der Ostjuden vor allem mit der Frömmigkeitsbewegung eines
spezifischen Chassidismus verbunden, den es in dieser Form nur
in Osteuropa gab. Im ausgedehnten Gebiet zwischen Warschau, Krakau,
Czernowitz und Kiew war er seit Ende des 18. Jahrhunderts die
vorherrschende Glaubensströmung. Die vom Baal Schem Tow
begründete Glaubenslehre kann als Erweckungsbewegung charakterisiert
werden, die sich von den Lehren der rabbinischen Orthodoxie abkehrte
und eine vom ekstatischen Gefühl durchdrungene unmittelbare
Beziehung zu Gott ins Zentrum der Religiosität stellte.
Mehr als durch gelehrte Talmudauslegungen, ließ sich Gott
für die Chassidim im enthusiastischen Gebet, in Gesang und
Tanz erfahren. In seiner Darstellung der Hauptströmungen
der jüdischen Mystik hob Gershom Scholem hervor, daß
die Glaubensbewegung ihre Zentren in den Kreisen der weniger
Gelehrten fand und die Chassidim ihr ganzes Leben auf die "persönliche
Religiosität" ihres von Gott erweckten Führers
ausrichteten. Ihre mystischen Theorien kamen aus dem Schatz der
mittelalterlichen Kabbala, hatten im Osteuropa des 18. und 19.
Jahrhunderts jedoch "einen populären Anstrich"
erhalten.38
Das von europäischen Intellektuellen
gesuchte Ideal-Bild frommer Ostjuden, die eine innige Seelenbeziehung
zu ihrem Gott hatten, stand im Widerspruch zu der schlimmen wirtschaftlichen
und politischen Lage, unter der die Ostjuden zu leiden hatten.
Infolge einer Wirtschaftskrise am Ende des 19. Jahrhunderts verelendeten
viele Handwerker; die gesetzliche Beschneidung von Aufenthalts-
und Gewerberechten, der limitierte Zugang zur Universität
und vor allem Pogrome zwangen seit den achtziger Jahren drei
Millionen Juden das russische Reich zu verlassen. Etwa ein Viertel
der Ostjuden war am Ende des Jahrhunderts vollkommen verarmt.
Als Volk ohne Land und Recht wurden sie von den Nationalitäten,
unter denen sie lebten, diskriminiert. In der Hoffnung auf ein
besseres Leben wanderte bis zum Ersten Weltkrieg jeder Fünfte
aus Osteuropa aus.39
Nur wenige Jahre nach der großen
Auswanderungswelle, welche von den Pogromen 1905-07 ausgelöst
wurde, wurde der Kern ihres Siedlungsgebietes zum Schlachtfeld
der europäischen Großmächte. Allein 400 000 galizische
Juden, fast doppelt so viele wie in den Jahrzehnten zuvor, wanderten
in Folge des Ersten Weltkrieges aus. Der Friedensschluß
bedeutete kein Ende der Bedrohung: In der Krise der Nachkriegszeit
hatten die Juden in den neuentstandenen Nationalstaaten Ost-
und Mitteleuropas unter einem gewachsenen Antisemitismus zu leiden.
In den militärischen Auseinandersetzungen um die Ukraine
und im Krieg zwischen Polen und Sowjetrußland gerieten
sie erneut zwischen die Fronten.
Angesichts der Dimensionen, welche
die Auswanderung während und nach dem Ersten Weltkrieg erreichte,
muß hervorgehoben werden, daß sich nur ein verschwindender
Bruchteil in Deutschland niederließ. Von der Gefahr einer
"Überfremdung" Deutschlands konnte keine Rede
sein.40 Auf ganz Deutschland bezogen betrug der Bevölkerungsanteil
der osteuropäischen Juden gerade mal 0,1%. Was sie zum Gegenstand
der Aufmerksamkeit werden ließ, war ihr auffälliges
Erscheinungsbild und ihre Konzentration in bestimmten Stadtvierteln
von Berlin, Leipzig, Frankfurt oder Köln. Die meisten Ostjuden
befanden sich nur auf der Durchreise vor allem nach Amerika41
oder waren als Studenten nur vorübergehend in Deutschland
ansässig.
Wie eine umfassende Studie über
die "Unwelcome Strangers" feststellte, waren die osteuropäischen
Juden in keinem anderen westlichen Land so sehr von der Gnade
und der Willkür staatlicher Behörden abhängig
wie im Deutschen Reich.42 Mit zeitlich befristeten
Aufenthaltsgenehmigungen war ein Instrument geschaffen worden,
sie ohne Begründung später ausweisen zu können.
Wie sehr ihre vorübergehende Duldung von den politischen
und wirtschaftlichen Interessen Deutschlands abhängig blieb,
zeigt die Tatsache, daß zur Stützung der deutschen
Kriegswirtschaft zehntausende jüdische Gastarbeiter ins
Land geholt wurden,43 die Deutschland bis 1923 jedoch
fast alle wieder verlassen mußten. Selbst diejenigen, die
jahrzehntelang in Deutschland lebten, konnten in den seltensten
Fällen die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben. Das
galt auch für ihre hier geborenen Kinder.
Schon eingangs wurde betont,
daß das positive Ostjuden-Bild nationaljüdisch gesinnter
Publizisten keinesfalls repräsentativ für die Mehrheit
der deutschen Juden war. Ungeachtet der materiellen Unterstützung,
welche sie den Einwanderern und Flüchtlingen boten, hielten
sie zu ihren östlichen "Glaubensbrüdern"
deutliche Distanz. Als Geschäftsleute, Selbständige
oder Akademiker gehörten sie dem bürgerlichen Mittelstand
an und waren stolz auf ihre Akkulturation an die deutsche Gesellschaft.
Ihre Beziehung zum Judentum beschränkte sich nicht selten
auf die bloße Zugehörigkeit zur mosaischen Konfession,
die für viele nur noch an den höchsten Feiertagen Bedeutung
bekam. Im Unterschied zu antibürgerlich gesinnten jungen
Intellektuellen und Künstlern fühlten sich die meisten
bürgerlichen Juden Deutschlands den "Kaftan-Juden"
und "jiddelnden Hausierern" wenig verbunden. Unter
dem Druck des Antisemitismus mußte ihnen das Auftreten
der ostjüdischen Vettern, die als Juden auffielen und osteuropäische
Sitten mitbrachten, eher peinlich sein. Der Historiker Ludger
Heid, der sich neben Trude Maurer44 am intensivsten
mit der Geschichte der Ostjuden in Deutschland beschäftigt
hat, stellt fest:
"Für die Westjuden
verkörperten die Ostjuden ein zweifelhaftes, unangenehmes
Relikt der Vergangenheit, wovon man sich entfernen und woran
man nicht mehr erinnert werden wollte. Das Ärgste war ihnen,
daß sich die nichtjüdische Umwelt wieder an ihre -
der deutschen Juden - jüdische "Vergangenheit",
kurz, an ihr "Anderssein" erinnerte."45
Die Mehrheit der reichsdeutschen
Juden fühlten sich vom "Centralverein deutscher Staatsbürger
jüdischen Glaubens" vertreten, der ihre rechtliche
Gleichstellung verteidigte und politische und religiöse
Anschauungen als privat betrachten wollte. Darüber hinaus
bekannte er sich zur "unbeirrten Pflege deutscher Gesinnung".
Aufgrund des im Ersten Weltkrieg stark gewachsenen politischen
Antisemitismus46 mußten die deutschen und österreichischen
Staatsbürger das "Judentum" jedoch nicht mehr
nur als Religions- sondern zunehmend auch als "Schicksalsgemeinschaft"
begreifen. Der Widerstand gegen die "Phrasen von einer ostjüdischen
Gefahr" war auch mit Leipzig verbunden. Felix Goldmann,
einer der führenden Köpfe des "Centralvereins",
der 1917 Rabbiner der liberalen Gemeinde Leipzigs wurde, suchte
zwischen den deutschen und den ausländischen Juden Brücken
der Verständigung zu bauen. In mehreren Schriften hat er
sich mit dem Antisemitismus und der "Ostjudenfrage"
auseinandergesetzt.47 In der "Jüdisch-liberalen
Zeitung" des Jahres 1921 forderte Goldmann, daß Deutschland
den Flüchtlingen Schutz vor den Pogromen und vorübergehenden
gesetzlichen Aufenthalt gewähren müsse. Damit wollte
er nicht nur seine östlichen Glaubensbrüder, sondern
auch die Ehre der deutschen Kulturnation verteidigen, der er
sich verpflichtet fühlte.
Ein markantes Beispiel, wie sehr
selbst die Zionisten - die bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges
ebenfalls ein Treuebekenntnis auf die deutsche Nation abgelegt
hatten - ihr Engagement für die Ostjuden mit den Angelegenheiten
Deutschlands verknüpften, ist das im August 1914 auf Initiative
Max Bodenheimers gegründete "Komitee für den Osten".
Es setzte sich für die Befreiung der russischen Juden ein
und vertrat die Idee eines osteuropäischen Staates unter
deutscher Schutzmacht, in dem die Ostjuden als nationale Minderheit
leben konnten. Daß es seinen Glaubensbrüdern nicht
erst nach ihrer Einwanderung in Deutschland, sondern bereits
in ihrer osteuropäischen Heimat helfen wollte, hatte einen
doppelten Grund. Zum einen, sollte das Verhältnis zwischen
Deutschen und Juden von einer gefährlichen Belastung durch
die Flüchtlinge freigehalten werden. Zum anderen, sah man
in den jiddischsprechenden Ostjuden Pioniere der deutschen Kultur48
und politische Alliierte, die Deutschland als Sperrspitze gegen
den russischen Feind dienen konnten. Mit Hilfe des den Deutschen
angeblich kulturverwandten "ostjüdischen Volkselements"
sollten die deutschen Heere bis zum Dnjepr vorrücken.49
Das "Komitee für den Osten", zu dem auch Nichtzionisten
wie Hermann Cohen gehörten und dessen inoffizielles Organ
die "Neuen jüdischen Monatshefte" waren,50
belegt, wie sehr sich selbst deutsche Zionisten dem Deutschtum
zugehörig fühlten. Sie betrachteten den Zionismus als
philanthropische Bewegung zur Hilfe für die osteuropäischen
Juden und machten ihre Glaubensbrüder zu Figuren der politischen
und kulturellen Interessen Deutschlands. Das rief den Widerspruch
nationaljüdisch gesinnter und stärker linksorientierter
Zionisten hervor. Unter Bezug auf die Arbeit "des Komitees"
schrieb der Sekretär der Zionistischen Vereinigung für
Deutschland, Julius Berger, in Bubers "Juden":
"Der Geist der Bevormundung
ist es, der das Werk der deutschen Juden an ihren polnischen
Brüdern charakterisiert, dem die polnischen Juden lediglich
als ein Objekt der Behandlung erscheinen..."51
Auf Initiative der SPD-Parlamentarier
Max Cohen-Reuß und Oscar Cohn war Julius Berger im Ersten
Weltkrieg als Leiter der "jüdischen Abteilung der Deutschen
Arbeiterzentrale" in Warschau tätig, von wo er die
jüdische Zwangsarbeit in den besetzten Gebieten bekämpfte
und interessierte ostjüdische Arbeiter in Arbeitsverhältnisse
vermittelte, die ihm rechtlich und finanziell menschenwürdig
erschienen. In einem Bericht über seine Tätigkeit zeigte
er sich jedoch nicht nur als Sozialarbeiter, sondern auch als
Ostjuden-ldeologe. Mit dem persönlichen Verhältnis
der besonders individuell veranlagten Persönlichkeiten zu
ihrer Arbeit beschwor Berger den "werdenden Typ" eines
neuen Arbeiters, der "die entpersönlichte Arbeit wieder
in ein Verhältnis zum Individuum" gebracht habe: Glücklicherweise
hätten die Ostjuden keinen Respekt vor der hierarchischen
Ordnung und Unterordnung, die in deutschen Unternehmen herrsche;
ihre Arbeit sei vielmehr ganz auf den Geist gegründet. Der
Ostjude ist "fleißig, mäßig, alkoholischen
und sexuellen Exzessen abgeneigt", die Arbeit sei ihm "sozusagen
Religion". Im Unterschied zu den europäischen und amerikanischen
Proletariern, die Arbeitssklaven seien, bliebe der Ostjude "Herr"
seiner Arbeit, sie unterjoche ihn nicht.52 In Bergers
Bild begegnet uns das "ostjüdische Antlitz", das
Arnold Zweig zur gleichen Zeit beschwor.
Nach einer kurzen Zusammenfassung
sollen die Bilder vom Ostjudentum deutschjüdischer Schriftsteller
und Intellektueller in den geistesgeschichtlichen Kontext gestellt
werden, in dem sie erst richtig zu verstehen sind. Im Diskurs
antibürgerlich und modernekritisch gesinnter Publizisten
wurde das Ostjudentum zum Vor-Bild einer jüdischen Volksidentität
und zu einer kulturellen Gegenfigur gemacht, die sich durch Eigenschaften
wie "Ursprünglichkeit", "Geistigkeit",
"Innerlichkeit", "Sittlichkeit" und "Gemeinschaftlichkeit"
auszeichnete. Dieses Wunschbild entsprach nicht der Wirklichkeit,
zumal in Osteuropa spätestens am Ende des 19. Jahrhunderts
Wandlungs- und Differenzierungsprozesse eingesetzt hatten, welche
das traditionelle Ostjudentum auflösten. Die Ostjuden bildeten
keine homogene Gruppe. Sie stammten aus unterschiedlichen sozialen
Schichten, zu ihnen gehörten nicht nur Kleinhändler,
sondern auch Großkaufleute, nicht nur Handwerker, sondern
auch Studenten. Im Zuge der Säkularisierung wandte sich
insbesondere die Jugend vom Chassidismus und der religiösen
Orthodoxie ab und dem Zionismus und sozialistischen Strömungen
zu. Stärker als in anderen europäischen Ländern
oder den USA paßten sich die ostjüdischen Einwanderer
in Deutschland an die bürgerliche Kultur an. Die Bewahrung
der traditionellen Lebensweise war für den erstrebten sozialen
Aufstieg hinderlich, überdies hatten sie von der deutschen
Kultur meist ein sehr positives Bild. Auf der anderen Seite wurde
mit Hilfe entsprechender Institutionen und Vereine die Kultur
des Ostjudentums auch in Deutschland und Österreich weiter
gepflegt. Seit der Jahrhundertwende wurden zahlreiche orthodoxe
Synagogen und chassidische Betstuben eröffnet. Obwohl sie
auch in Deutschland eine deutlich unterscheidbare Sozialgruppe
blieben, hatte die nach Deutschland gekommene oder hier aufgewachsene
ostjüdische Jugend jedoch keine Sehnsucht nach der Lebensweise
ihrer Vorfahren. Relativ schnell entfremdete sie sich der Volkskultur
und den besonderen Religionsformen der Ostjudentums. Das mußten
sich letztlich auch diejenigen mitteleuropäischen Juden
eingestehen, die sich mit Hilfe der Ostjuden eine nationale,
kulturelle und religiöse Renaissance des Judentums erhofften.
Fritz Mordechai Kaufmann beklagte
beispielsweise, daß die eingewanderten ostjüdischen
Musiker unter den Einfluß deutscher Gesangvereine gerieten,
während sie ihr eigenes Liedgut mißachteten. Ältere
Ostjüdinnen, von denen er sich die Lieder ihrer Jugend vorsingen
lassen wollte, mußte er dazu erst mühevoll überreden.53
Der Rabbiner Max Eschelbacher beklagte, daß die im Ruhrgebiet
lebenden jungen Proletarier kaum die Synagogen und Betstuben
besuchten.54 Auch die meisten Zöglinge von Siegfried
Bernfelds Wiener Kinderheim waren "assimilatorisch eingestellt".
Sie wollten vor allem Deutsch lernen und als Juden möglichst
nicht mehr erkennbar sein. Die Enttäuschung über die
schnelle Anpassung an deutsche Sitten ließ den Leiter des
"Jüdischen Volksheims" Siegfried Lehmann 1920
von Berlin nach dem litauischen Kaunas (Kowno) ziehen. Wer in
den europäischen Städten eine neue Existenz suchte,
gehörte für ihn nicht mehr zu dem "jüdischen
Volk", das Lehmann gesucht hatte.55
Das Interesse am Ostjudentum
war genau betrachtet weder religiös noch nationaljüdisch
motiviert, es ist vor allem als Kritik an der modernen Kultur
Mitteleuropas zu verstehen. Die jüdische Renaissance um
Martin Buber steht in einem kulturphilosophischen Interpretationszusammenhang,
der unter anderem auf die Lebensphilosophie Nietzsches zurückgeht.
Auf allgemeinerer geistesgeschichtlicher Ebene ist sie im Kontext
der Neoromantik der Jahrhundertwende und des Aktivismus seit
dem Ersten Weltkrieg zu sehen. Wie die Texte über das Ostjudentum
zeigte die Neoromantik eine Hinwendung zu "Seele",
"Ursprünglichkeit" und "Verinnerlichung",
drängte der Aktivismus auf "Verwirklichung" und
"Tat" und die Einbindung des Individuums in eine "Gemeinschah".
Die jungjüdische Bewegung um Martin Buber und ihr Interesse
an den Ostjuden sollte deshalb als Teil umfassenderer kulturkritischer
Reformbestrebungen begriffen werden, welche die europäische
Zivilisation erneuern wollten. Mit Hilfe des Ostjudentums wurde
der Materialismus, der "seelenlose Rationalismus" und
die Zweckgerichtetheit der mitteleuropäischen Moderne kritisiert,
für welche die "verwestlichten" Juden als Symbole
herhalten mußten. In seinem programmatischen Aufsatz "Jüdische
Renaissance" wandte sich Buber nicht nur gegen die religiöse
Orthodoxie des Ghettojudentums, sondern griff gleichermaßen
die "Sklaverei der Geldwirtschaft", die Vereinzelung
und "Seelenarmut" der verbürgerlichten Juden Europas
an.56 Diese Zielrichtung erklärt auch das Wunschbild,
das er mit dem Chassidismus verband. Wie die Chassidim gegen
die erstarrte Lehre und den Rationalismus der rabbinischen Orthodoxie
aufbegehrt und mit einer lebendigen "Beziehung zum Göttlichen
im irdischen Leben Ernst"57 gemacht hätten,
so sollte ein in die gemeinschaftliche Tat mündendes, verinnerlichtes
Judentum der Erneuerung der modernen Kultur dienen.
Wie sehr das Ostjuden-Interesse
im Rahmen eines allgemeinen Interesses (nicht nur) an (jüdischer)
Mystik zu sehen ist, zeigt die Tatsache, daß Martin Buber
im Jahre 1909 ein Buch über die "Ekstatischen Konfessionen"
auch anderer Kulturkreise und Völker veröffentlichte.
Der Mythos der Ostjuden stand überdies im Zusammenhang mit
einer allgemeinen Hinwendung zum Orient und Asien vor dem Hintergrund
der "Krisis der europäischen Kultur"58.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Europa nicht nur für
deutschjüdische Schriftsteller wie Theodor Lessing, sondern
beispielsweise auch für Rudolf Pannwitz zum Missionsgebiet
eines geistigen Asien gemacht.59 Für viele modernekritische
Intellektuelle fungierten nicht nur "die Ostjuden",
sondern auch "der Orient" und "Asien" als
Metaphern für eine der pragmatischen Logik und Sachlichkeit
entgegengesetzte "seelische Durchgeistigung".
Dabei haben nicht nur Martin
Buber, sondern beispielsweise auch Jakob Wassermann die besonderen
geistigen Potenzen des jüdischen Volkes darin gesehen, daß
es unter dem Einfluß Europas und des Orients stehe.
Das Heil könne von den Juden kommen, wenn sie Europa überwänden
und sich am "Gehalt Asiens" orientierten, schrieb der
spätere Monograph Bubers, Hans Kohn60. Auf Aufforderung
Bubers erläuterte Jakob Wassermann für den Essayband
"Vom Judentum" eine sich auf Juden und Judentum beziehende
Stelle seines Büchleins "Der Literat. Mythos und Persönlichkeit"
(Leipzig 1910) etwas näher. Er bestimmte den modernen Juden
als vom Mythos losgelöstes, vereinzeltes Individuum bzw.
als Europäer, Kosmopoliten und Literaten und hielt diesem
den mythischen orientalischen Juden entgegen:
Er kennt seine Quellen und wohnt
bei den Müttern, er ruht und schafft, jene sind die ewig
wandernden Unwandelbaren. Er ist, in solcher Vollkommenheit gesehen,
vielleicht mehr eine Idee als eine Erscheinung.61
Anmerkungen
* Erweiterte Fassung eines Vortrages
zur "Jüdischen Woche in Leipzig" am 4.6.1997.
1 Sprachadel. Zur jüdischen
Sprachfrage. In: Freistatt 1, 1913, S. 83-88 u. S. 137-145, hier:
S. 137 f.
2 Was sind die Ostjuden? Zur
ersten Information. Wien 1916. (Erstveröffentlichung in:
Mitteilungen des Verbandes der jüdischen Jugendvereine Deutschlands,
5, 1914, H. 8.)
3 Der Verfasser ist wissenschaftlicher
Mitarbeiter des Institutes für Germanistik der Universität
Leipzig und hat eine Anthologie herausgegeben, welche die intensive
Auseinandersetzung jüdischer Publizisten mit dem Phänomen
des Ostjudentums umfassender zu dokumentieren versucht, als im
vorliegenden Beitrag möglich ist. - Vgl. Ost und West. Jüdische
Publizistik 1901-1928. Hrsg. v. Andreas Herzog. Leipzig 1997.
Hier wurde auch Birnbaums Aufsatz "Was sind die Ostjuden?"
wiederveröffentlicht (S. 9-25).
4 S. BERNFELD: Hebraeisch. In:
Ost und West 1, 1901, H. 1, S. 34-42.
5 F. SCHACH: Der deutsch-juedische
Jargon und seine Literatur. In: Ost und West. 1,1901, H. 3.,
S. 180-190.
6 Vgl. das so überschriebene
Kapitel von Paul Mendes-Flohr über "Neue Richtungen
im jüdischem Denken" in: Deutschjüdische Geschichte
in der Neuzeit. Bd. lII Umstrittene Integration 1871-1918. Hrsg.
v. Michael A. Meyer. München 1997, S.345-352.
7 Ein wichtiges Dokument für
die Suche jüdischer Intellektueller nach einem verinnerlichten,
geistig-kulturellen Judentum, das sich am Ostjudentum orientierte,
war eine Essaysammlung, welche Prager Kulturzionisten in Zusammenarbeit
mit Buber herausgaben: Vom Judentum. Hrsg. v. Verein jüdischer
Hochschüler Bar Kochba. Leipzig 1913. Neben Hans Kohn, Robert
Weltsch und Buber selbst gehörten die Schriftsteller Max
Brod, Jakob Wassermann, Karl Wolfskehl und Arnold Zweig zu den
Mitarbeitern. Mit Gustav Landauer und Nathan Birnbaum waren zwei
profilierte Antizionisten beteiligt. - Vgl. Andreas Herzog: "Vom
Judentum". Anmerkungen zum Sammelband des Vereins "Bar
Kochba". In: Kafka und Prag. Colloquium im Goethe-lnstitut
Prag 24.- 27. November 1992. Hrsg. v. Kurt Krolop und Hans Dieter
Zimmermann, Berlin/New York 1994, S. 45-58.
8 Die Freistatt. Alljüdische
Revue 1, 1913, S. 176-180.
9 Aus dem Merkblatt "Das
jüdische Volkslied". In: F. M. KAUFMANN: Gesammelte
Schriften. Hrsg. u. eingeleitet von Ludwig Strauß, Berlin
1923, 235-245, bes. S. 236 u. 241 (Erstveröffentlichung
in: F.M.K.: Das jüdische Volkslied. Ein Merkblatt. Schriften
des Ausschusses für jüdische Kulturarbeit, Berlin 1919
- auch in: Ost und West. - wie Anm. 2 - S. 145-154.
10 Über Mendele und die
Übersetzbarkeit seiner Dichtungen (Bemerkungen zu einer
Übersetzung). In: F.M.K.: Vier Essais über ostjüdische
Dichtung und Kultur, Berlin 1919. S. 7-21, hier: S. 19, 21.
11 Im Rahmen dieses Beitrages
muß es bei dem Hinweis auf Editionen von Micha Josef Bin
Gorion (Micha Josef Berdyczewski), Chaijm Nachman Bialik, Mendele
Mocher Sforim, Scholem Aljechem, aber vor allem des Klassikers
der jiddischen Volksliteratur Jizchok Leib Perez belassen werden.
Im Verlag R. Löwit maß man dem Ostjudentum auch theoretische
Aufmerksamkeit bei. Im zionistischen Welt-Verlag veröffentlichten
viele Autoren aus dem Kreis um die Freistatt. Am "Ostjuden-Boom"
dieser Jahre waren mit Rütten & Loening, Insel und Georg
Müller auch Verlage ohne dezidiert jüdisches Programm
beteiligt.
12 Zit. nach einer grundlegenden
Dissertation über den "Juden": E. LAPPIN: Der
Jude. Monographie einer Zeitschrift 1916-1928. Jerusalem 1995,
die sich auf ein Dokument im Zionistischen Zentralarchiv in Jerusalem
(Z3/l 133) bezieht.
13 Der Jude 1,1916, H. 6, S.
354-357.
14 Der Jude 1,1916, H.2, S. 80-89.
15 Der 1871 in Malin bei Kiew
geborene Horodezky hatte an den Höfen chassidischer Rabbis
studiert und beschäftigte sich sein Leben lang mit den mystisch-religiösen
Strömungen des Judentums. 1923 veröffentlichte er das
vierbändige Werk "Der Chassidismus und die Chassidim".
Er war Mitarbeiter der deutschsprachigen Encyclopaedia Judaica.
16 Der Jude 1, 1916/17, H. 10,
S. 649-661. - auch in: Ost und West. - wie Anm. 2 - S.61-82.
17 Der Jude 3, 1918, H.8/9, S.
418-476.
18 In: Der Jude 4,1919/20, H.
10, S. 474-480.
19 S RAPPAPORT: Aus dem religiösen
Leben der Ostjuden. Der Sabbat. In: Der Jude 1,1916/17, H.5/6,
S. 340-346;2,1917, H.5/6, S.340-347; H.7, S. 57-464; 3, 1918/19,
H.2, S.79-88; H.3, S.121-126; H.4, S.163-169; H.5, S.219-228;
H. 12,S.565-574;4,1919, H.5, S.227-233; H.6, S.263-274; H.7,
S.306-322; H.8, S.355-367;6,1921, H.2, S.109-121; H.3, S.159-167;
H.4, S.230-240; H.5, S. 296-299; H.6, S.346-358; H.7, S.410-416;
H.9, S.553-559; H.10, S.615-622.
20 Vgl. W. SENATOR: Sozialpolitik
für die Ostjuden in Deutschland. In: Der Jude 6, 1921/22,S.73-76.
21 Vgl. Ostjuden in Deutschland.
Schriften des Arbeiterfürsorgeamtes der Jüdischen Organisationen
Deutschlands H. ll, Berlin 1921, S. 25 U. 38.
22 Paul Mendes-Flohr über
die Begegnung mit den Ostjuden während des Ersten Weltkrieges,
in: Deutschjüdische Geschichte in der Neuzeit Bd. IV. Aufbruch
und Zerstörung 1918-1945. Hrsg. v. Michael A. Meyer, München
1997, S. 23.
23 S. BERNFELD: Die Kriegswaisen.
In: Der Jude 1, 1916/17, S. 269-271, hier: S. 269f.
24 S. BERNFELD: Zum Problem der
jüdischen Erziehung. In: Der Jude 1, 1916/17, S. 169-182,
bes. S. 170 U. 182.
25 Der Jude 1, 1916/17, H. 1,
S. 32-36, hier: S. 34 - auch in: Ost und West. wie Anm.
2 - S. 106-113.
26 Gastspiele jüdischer
Wanderbühnen vornehmlich in Berlin und Wien lassen sich
bis zur Jahrhundertwende zurückverfolgen. Seit dem Ersten
Weltkrieg wurden sie von namhaften Kritikern und Schriftstellern
wie Alfred Kerr, Arnold Zweig, Joseph Roth oder Ernst Toller
besucht, die in deutschen Zeitungen darüber berichteten.
Obwohl die meisten "westlichen" Theaterkritiker, die
für die osteuropäischen Bewohner beispielsweise des
Berliner Scheunenviertel oder der Wiener Leopoldstadt gedachten
Stücke nicht verstanden und Kritik an der pathetischen und
oft dilettantischen Spielweise übten, zeigten sich alle
tief beeindruckt. Oft hob man auch hervor, daß die Theaterstücke
mit der Volkskultur des jüdischen Ostens vertraut machten.
Auf die Rezeption von Aufführungen des jiddischen Theaters
kann im vorliegenden Beitrag nicht eingegangen werden; an dieser
Stelle sei jedoch auf einige ausgewählte Zeugnisse verwiesen,
die in Ost und West. - wie Anm. 2 - S. 182-204 dokumentiert wurden:
K. Pinthus: Jüdisches Theater. In: Leipziger Tageblatt und
Handelszeitung, 17.1.1913; Mathias Acher (Nathan Birnbaum): Eine
ostjüdische Bühne in Wien. In: Ost und West 2, 1902,
H. 4, S. 235-240; A. Zweig: Erinnerung an die "Wilnaer".
In: Ders.: Juden auf der deutschen Bühne. Berlin 1927, S.
268-275; J. Roth: Das Moskauer jüdische Theater. In: Ders.:
Werke, Bd. 2. Das journalistische Werk 1924-1928, Köln,
Amsterdam 1990, S. 675-681.
27 Rede über die jiddische
Sprache. In: F. Kafka: Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande
und andere Prosa aus dem Nachlaß. Frankfurt a. M. 1983,
S. 306-309 - auch in: Ost und West. wie Anm. 2 - S. 154-159.
28 Das ostjüdische Antlitz.
Wiesbaden 1988, S. 135.
29 Reise in Polen. Solothurn
1968.
30 "Die Synagoge des Ostens",
auch in: Ost und West. - wie Anm. 2 - S. 159-170.
31 Juden auf Wanderschaft. In:
J. Roth: Werke 2. Das journalistische Werk 1924-1928. Hrsg. und
mit einem Nachwort von Klaus Westermann. Köln 1989, S. 827-891,
hier S. 839.
32 Gustav Landauer: Ostjuden
und Deutsches Reich, In: Der Jude 1, 1916, H.7, 433-439. - auch
in: Ost und West. - wie Anm. 2 - S. 84-94.
33 Der polnische Jude. In: Der
Jude 1, 1916/17, H. 3, S. 149-156, hier: S. 155. - auch in: Ost
und West. - wie Anm. 2 - S. 94-105.
34 Vgl. auch H. HAUMANN: Geschichte
der Ostjuden. München 1990, S. 9 u. 56.
35 Steven A. ASCHHEIM: Brothers
and Strangers. The East European Jew in German and German Jewish
Consciousness, 1800-1923. Madison 1982, S. 252.
36 Sammy Gronemann hat dies nicht
ohne Witz am Beispiel Berlins demonstriert. Die "noch ursprünglichen",
armen Ostjuden wohnten zunächst im Scheunenviertel, im Osten
der Stadt. von wo sie nach wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg
strebten. Wenn ihnen dieser gelungen war, zogen sie in den vornehmen
Westen der Stadt, von wo sie verächtlich, zuweilen aber
auch mit Wehmut auf den Osten zurückblickten, aus dem sie
einst selbst gekommen waren. (S. GRONEMANN Erinnerungen, zit.
n. Jüdisches Leben in Deutschland. Selbstzeugnisse zur Sozialgeschichte
im Kaiserreich. Hrsg. v. Monika Richarz, Stuttgart 1979, S. 407.)
37 Sander L. GILMAN: Die Wiederentdeckung
der Ostjuden. Deutsche Juden im Osten 1890-1918. In: Beter und
Rebellen. Aus 1000 Jahren Judentum in Polen. Hrsg. v. Michael
Brocke. Frankfurt/M. 1983.
38 G. SCHOLEM: Die jüdische
Mystik in ihren Hauptströmungen. Frankfurt a. M 1980, S.
377, auch S. 366 u. 368.
39 W. KAPLUN-KOGAN: Die jüdischen
Wanderbewegungen in der neuesten Zeit (18801914) Bonn 1919, S.
117.
40 Nur insgesamt 15 000 russische
Juden waren in den Jahren 1881-1908 nach Deutschland gekommen,
was nur jeder hundertste Auswanderer war. Der Anteil der Zuwanderer
aus den östlichen Kronländern Österreich-Ungarns
war zwar höher - die meisten kamen aus Galizien - betraf
aber auch nur jeden zehnten Emigranten. (KAPLUN-KOGAN - wie Anm.
39 - S. 113.)
41 Man kann davon ausgehen, daß
sich in den Jahren 1904-1914 jährlich 100 000 allein in
Hamburg einschifften, während in ganz Deutschland 1910 nur
knapp 80 000 ausländische Juden lebten.
42 J. WERTHEIMER: Unwelcome Strangers.
East European Jews in Imperial Germany. New York/Oxford 1987,
S. 176-179.
43 Die 1921 vom Arbeiterfürsorgeamt
veröffentlichte Schrift "Ostjuden in Deutschland"
(Berlin 1921, S. 26) gibt eine Zahl von 30 000 an. Vgl. hierzu
v.a. auch: L. HEID: Maloche - nicht Mildtätigkeit. Ostjüdische
Arbeiter in Deutschland 1914-1923. Hildesheim 1995.
44 Ostjuden in Deutschland 1918-1933.
Hamburg 1986.
45 L. HEID: Das Ostjudenbild
in Deutschland. In: Neues Lexikon des Judentums. Hrsg. v. Julius
H. Schoeps. Gütersloh/München 1992, S. 351.
46 Schon 1915 forderte der völkische
Antisemit Georg Fritz ein Einwanderungsgesetz, das sich nach
der Rasse- und Volkszugehörigkeit richtete und von "rassefremden,
verjudeten Mongolen" sprach, die eine Gefahr für das
deutsche Volk darstellten (Die Ostjudenfrage. Zionismus und Grenzschluß.
München 1915). Unter dem Vorwand der Fleckfiebergefahr unterband
die preußische Regierung von April 1918 bis Ende 1919 die
jüdische Immigration aus dem Osten. 1920 erlebte eine vom
"Deutschvölkische(n) Schutz- und Trutzbund" initiierte
Kampagne gegen die Ostjuden ihren Höhepunkt. Im Preußischen
Landtag beantragten die Deutschnationalen im November 1922 eine
Debatte über die "Ostjudenfrage". Im Jahr danach
kam es in Berlin und in Bayern zu pogromähnlichen Ausschreitungen.
47 F. GOLDMANN: Vom Wesen des
Antisemitismus. Berlin 1920; Ders.: Polnische Juden. Berlin 1915;
Ders: Die Stellung des deutschen Rabbiners zur Ostjudenfrage.
Vorträge. Frankfurt a. M. 1916.
48 Vgl. auch: N. GOLDMANN: Zur
Psychologie der Ostjuden. In: Süddeutsche Monatshefte 13,1915/16,
H.5, S. 821-825.
49 Zu den deutschen Zionisten,
welche die Sprach- und Interessensgemeinschaft von Juden und
Deutschen beschworen, war auch der Herausgeber der Palästina-Zeitschrift
"Volk und Land", Davis Trietsch. Er stellte heraus,
daß nicht weniger als neun Zehntel der Juden zum engeren
oder weiteren deutschen Sprachgebiet gehöre. In der deutschnationalen
Monatsschrift "Der Panther" appellierte der zionistische
Wirtschaftspolitiker an die deutschen Unternehmer, die Übersiedelung
der Ostjuden nach Palästina durch deutsches Kapital zu unterstützen.
Es müßte verhindert werden, daß die Ostjuden
zu Feinden Deutschlands würden und nach England, Kanada,
Frankreich und die USA statt nach Palästina auswanderten,
wo sie deutsche Interessen vertreten könnten. (Die östliche
Judenfrage. In: Der Panther. Deutsche Monatsschrift für
Politik und Volkstum. Hrsg. v. Axel Ripke. 4,1916, H. 3, S. 335-350.
50 Das von 1916 bis 1920 vierzehntägig
erscheinende Blatt war das inoffizielle Organ des Komitees und
wurden von einem aus Zionisten und Nichtzionisten bestehenden
Kreis herausgegeben, der das Engagement für die Ostjuden
mit den Interessen Deutschlands verband. "Die Zeitschrift
für Politik, Wirtschaft und Literatur in Ost und West"
erschien unter Mitwirkung von Hermann Cohen, Alexander Eliasberg,
Adolf Friedemann, Eugen Fuchs und Franz Oppenheimer.
51 Deutsche Juden und polnische
Juden. In: Der Jude 1,1916/17, S. 137-149, hier: S. 138.
52 Ostjüdische Arbeiter
im Kriege. In: Volk und Land 1(1919), H. 27, Sp. 830-838 u. Sp.
866-878 - Auszüge auch in: Ost und West. - wie Anm. 2 -
S. 113-127.
53 Aus dem Merkblatt "Das
jüdische Volkslied" (Anm. 9), S. 237 u. 239.
54 Ostjüdische Proletarier
in Deutschland. In: Der Jude 3, 1918/19, S. 512-523, hier: S.
514.
55 S. LEHMANN: Von der Straßenhorde
zur Gemeinschaft. Aus dem Leben des "Jüdischen Kinderhauses"
in Kowno. In: Der Jude Sonderheft 2,1926, S. 22-36, hier.: S.
23.
56 In: Ost und West 1,1901, H.
1.
57 M. BUBER: Mein Weg zum Chassidismus.
In: Ders.: Werke. Bd. 3. Schriften zum Chassidismus. Heidelberg
1963, S. 961-973, hier S. 961. - auch in: Ost und West. - wie
Anm. 2 - S. 131-144.
58 R. PANNWITZ: Die Krisis der
europäischen Kultur. Nürnberg 1917.
59 Zum geistesgeschichtlichen
Kontext: P. M LÜTZELER: Die Schriftsteller und Europa. Von
der Romantik bis zur Gegenwart. München/Zürich 1992,
S. 252-271.
60 H. KOHN: Geleitwort. In: Vom
Judentum (wie Anm. 7). S. Vl.
61 Der Jude als Orientale. In
Vom Judentum (wie Anm. 7), S. 7f. |